In den kommenden Wochen wird Michael Friedl die Position als Trade Commissioner der Wirtschaftskammer Österreich (WKO) in New York übernehmen.
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Acht Jahre war sein Vorgänger Christian Kesberg Vertreter der österreichischen Wirtschaftskammer in New York und als Ansprechpartner für viele heimische Unternehmen erfolgreich tätig. Jetzt folgt der Abschied und die Übergabe der Agenden an Michael Friedl. Ein Abschied, wie er selbst sagt, mit einem lachenden und einem weinenden Auge.
"Geht man jemals gerne aus New York weg? Ich glaube nicht!"
Die WKO unterhält ein sieben Mitarbeiter starkes Team im Big Apple. Durchaus in prominenter Lage in Mitten des Geschäftsviertels von Midtown, die 5th Avenue um die Ecke und in der Nähe des bekannten Bryant Parks. Die Büros sind trotzdem funktionell eingerichtet und befinden sich im 9. Stock eines Büroturmes.
Die Niederlassung setzt sich vor allem aus Österreichern zusammen. Die Stellen in New York sind unter den WKO Mitarbeitern sehr begehrt hört man. Ein Leben und Arbeiten in der Stadt die niemals schläft, gilt für viele als reizvoll - zumindest für eine gewisse Zeit.
"Alles was hier passiert ist relevant - die Welt richtet ihre Aufmerksamkeit gespannt auf NYC"
Christian Kesberg relativiert hier aber sofort. So großartig die Stadt auch sei, es gäbe viele Schattenseiten, wie beispielsweise die teuren Lebenserhaltungskosten. Der
Zugang zu Kunst und Kultur sei teils sehr elitär, hier noch mehr als in anderen Weltstädten. Ohne ein dementsprechendes Einkommen bleibe man oftmals nur Zaungast.
Natürlich stellt sich die Frage nach den Kernaufgaben einer WKO Niederlassung in der Ostküsten Metropole. Vor allem geht es darum österreichischen Unternehmen den Einstieg in den US Markt zu erleichtern bzw. Unternehmen die hier schon tätig sind zu unterstützen und zu beraten. Der Fokus liegt aber nicht nur auf den großen und etablierten Firmen, sondern auch bei den kleineren Unternehmen. Darüber hinaus werden CEOs österreichischer Firmen in die USA eingeladen und mit US Experten aus den diversen Wirtschafts Zweigen zusammen gebracht - Netzwerken ist in den Staaten ein wichtiger und selbstverständlicher Faktor im Geschäftsleben.
So entstehen unterschiedliche Kooperationen, finden regelmäßig Meetings und Events statt. Bald werden einige bekannte österreichische Handelsunternehmen an die Ostküste reisen um an Präsentationen zum Thema "The Future of Retail" teilzunehmen. Initiator: Die WKO Vertretung New York.
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Eine weitere Aufgabe der "Advantage Austria" Mitarbeiter ist die Suche nach Trends. Was passiert gerade in den USA und wie könnten österreichische Unternehmen solche zukunftsweisenden Trends für sich nutzen und davon profitieren. Denn relevante Neuerungen und Innovationen werden überdurchschnittlich oft in den USA ins Leben gerufen.
"Der Zugang zu Technik ist offener"
Man stellt sich dadurch die Frage, warum die USA den Österreichern in so vielen wirtschaftlichen Bereichen voraus sind? Man denke nur an den "Neue Technologien Sektor". Auf diese Frage hat Christian Kesberg eine einfache Antwort: "Der Zugang zu Technik ist in den USA von Anfang an viel offener als in Österreich. Außerdem wer hat die New Economy erfunden? Richtig - die USA". In den Staaten gab es schon die Dotcom Blase als es in Österreich noch gar kein Internet gab, führt Kesberg überspitzt weiter aus.
Es gibt aber noch andere Faktoren warum die USA beispielsweise als IT Weltmarktführer, andere Staaten hinter sich gelassen haben. Hier steht die Partizipation im Vordergrund, alle Informationen stehen allen zur Verfügung und das seit Jahrhunderten. Diese Einstellung hat hier Tradition, die hoch gehalten wird. Es hat sich diesbezüglich ein ganz anderer Zugang als beispielsweise in Österreich entwickelt.
Aber nicht nur im Zugang zu Informationen besteht eine große Differenz. Auch die Herangehensweise an Neuerungen und Trends unterscheidet sich. In den USA sucht man nach Möglichkeiten sich veränderte Bedingungen zu Nutze zu machen, wohingegen in Europa zuerst meist Angst vor dem Unbekannten vorherrsche. Dieser Umstand lähmt oftmals, nicht nur wirtschaftliche, Prozesse in Europa und Österreich.
Natürlich spricht auch die Größe der USA für sich, hier gibt es die besten Universitäten und vielfach die besten Absolventen aus den unterschiedlichsten Herkunftsländern. Christian Kesberg: "Aus diesem Grund heißt Facebook auch Facebook und wurde in den USA und nicht in Österreich gegründet."
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Kann die Europäische Union (EU) auch einmal eine Vorreiterrolle etwa im Bereich Technologien übernehmen? Schwierig, da der größte Vorteil der EU ihre Vielfalt, selbiges aber auch ihr größter Nachteil sei, meint Kesberg. Natürlich sei eine solche Entwicklung nicht ausgeschlossen, in nächster Zeit aber doch eher unrealistisch.
"In den USA entstehen Geschäftsmodelle"
Immer wieder hört man, dass es in den USA viel weniger Bürokratie als in der EU oder speziell in Österreich gebe, womit es gerade Jungunternehmern in den Staaten leichter gemacht werde ein Business zu gründen. Diese Aussage, lässt Kesberg so nicht gelten. Er meint, dass kein österreichisches Unternehmen in die USA komme, weil es hier weniger Bürokratie oder niedrigere Steuern gebe. Beides sei sicher nicht der Grund dafür warum man über den großen Teich schaue. Die Unternehmen kommen in die USA, weil man hier mehr Geld verdienen könne, der Markt größer sei und einfach auch andere Möglichkeiten zur Verfügung stünden als in Österreich.
"Hier werden einfach Trends gesetzt"
Der Übergabeprozess der Agenden von Christian Kesberg an Michael Friedl, den neuen Trade Commissioner der WKO in New York, findet gerade statt. Derzeit sind sie noch Beide im Büro anzutreffen. Auf Friedl kommen spannende neue Aufgaben zu. Auf die Frage warum er sich gerade für New York entschieden hat, braucht er nicht lange zu überlegen und bestätigt indirekt noch einmal mit seiner Aussage was sein Kollege vorab bereits postulierte: "New York ist eine großartige Stadt, die viele Möglichkeiten bietet. Hier passiert das, was man morgen auf der ganzen Welt in den Zeitungen liest". Außerdem sei das WKO Büro in New York eines der innovativsten unter den Niederlassungen in den USA, wenn nicht sogar weltweit. "Hier werden einfach Trends gesetzt", fährt er fort.
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Seit etwa zwei Jahren findet auch in New York eine Bewusstseinsbildung was neue Geschäftsmodelle, vor allem im Tech und Web Bereich, betrifft statt. Der große Erfolg des Silicon Valley in Kalifornien ist an der Ostküste nicht unbeachtet geblieben.
Startups, sind in den USA immer dort anzutreffen wo bereits große Firmen und Konzerne ihre Headquarters aufschlagen, sich Cluster wie im Silicon Valley oder in Seattle (Washington) bilden. Aus diesem Grund gibt es derzeit auch noch keine große "New Technology" Szene in New York. Selbige wächst aber und wird sich zunehmend auch hier entwickeln und immer wichtiger werden.
"Es gibt Kapital für Investitionen"
Was hierfür ein Indikator ist? Friedl: "Es gibt Kapital und der Wille zu Investitionen in Startups ist vorhanden und wird immer umfangreicher". Derzeit wird bei der WKO in den Staaten ein spezielles "Innovationen-Monitoring" vorbereitet mit dem Schwerpunkt Tech und Web aus New York. Man möchte am Puls der Zeit bleiben, Trends frühzeitig erkennen und für österreichische Unternehmen nutzbar machen.
Entwickelt sich der Markt ähnlich erfolgreich wie im Silicon Valley, dann sind Programme für österreichische Startups in der Metropole durchaus vorstellbar. Ein solches Angebot der WKO besteht derzeit schon im Silicon Valley unter dem Namen "Go Silicon Valley". Es werden Jungunternehmer für einen gewissen Zeitraum nach Kalifornien eingeladen um hier zu arbeiten und um den Spirit des Tech-Mekkas zu erleben. Ein solches Angebot auch für New York zu adaptieren, wäre sicherlich für viele österreichische Gründer wünschenswert.
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Der neue Trade Commissioner Michael Friedl genauso wie sein Vorgänger Christian Kesberg, zeigen sehr viel Leidenschaft für ihre Aufgabe als Brückenbauer und Berater - und natürlich auch für den Ort an dem sie temporär ihren Lebensmittelpunkt gefunden haben. Zum Abschluss des Gespräches bringt Michael Friedl seine Hochachtung für die Stadt und ihre Bewohner noch auf den Punkt:
"Wenn man 24 Stunden in New York ist, hat man das Gefühl nirgends auf der Welt etwas verpasst zu haben, weil alles was relevant ist, hier gerade eben stattgefunden hat."