Dienstag, 30. September 2014

DIY auf höchstem Level

Die Abkürzung DIY steht für "Do it yourself" und erfährt gerade so etwas wie eine Renaissance. Cupcakes nicht im Laden kaufen, sondern selber backen. Den individuellen Schal und die dazugehörigen Handschuhe selbst stricken oder am Eigenheim basteln. "Do it yourself" ist ein Trend. Genau dieses Prinzip, nur auf technischer Ebene und auf Expert Level, bedient das Unternehmen "TechShop Inc." mit seinen acht Niederlassungen in den USA.

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Einer der ersten - der TechShop San Jose - befindet sich Nahe Downtown und somit in bester Lage zwischen Bürokomplexen wie dem "Adobe Systems" Hauptsitz und den umliegenden Wohngebieten. Betritt man das unscheinbare Gebäude fühlt man sich zurückversetzt in den Werkunterricht aus der Schulzeit. Es riecht nach Holz, nach Lack und in der Lobby gibt es allerlei Werk-Materialen, wie Plastik und Metalle, zu kaufen.

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Scott Ludwig arbeitet hier als sogenannter "Dream Consultant" und führt als Guide potenzielle Abonnenten und Interessierte durch die verschiedenen Werkräume. In den TechShops kann man sich, ähnlich wie bei den beliebten Coworkingspaces, von denen es mittlerweile auch in Wien einige gibt, einmieten. Gegen eine monatliche Gebühr von etwas mehr als 100 USD hat man die Möglichkeit sieben Tage die Woche von morgens 9:00 Uhr bis Mitternacht die Räumlichkeiten und Geräte zu nutzen. Meeting- und längerfristig buchbare Office-Einheiten bestehen, sind aber extra zu bezahlen. Kostenloses Popcorn und Kaffee sind im Abonnement inkludiert.

Mehr als 1000 Mitglieder zählt die Filiale in San Jose, die sich hier regelmäßig austoben. "Manche kommen einmal im Monat und manche sehe ich jeden Tag an der Werkbank", sagt Ludwig. Die, welche jeden Tag hier sind, sind meistens Personen mit kleineren Firmen oder Startups, die an ihren Ideen und neuen Produkten basteln. Die zur Verfügung gestellten Arbeitsplätze können sich hierbei durchaus sehen lassen.

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Neben unterschiedlich großen Werkbänken und Werkzeugen für die Stoff, Holz, Glas, Kunststoff und Metall Verarbeitung, gibt es Laser Cutter genauso wie Computerstationen mit der neuesten Software für Bildbearbeitung, 3D Rendering, Modellierung, u.ä. Zusätzlich stehen ein Brennofen und eine Wasserstrahlschneidemaschine, um etwa Stahl punktgenau schneiden zu können, zur Verfügung. Ein 3D Drucker ist bei einem solchen Angebot schon fast obligatorisch vorhanden. Bevor es aber ans Handwerk geht, ist bei den komplexeren Maschinen ein Training bzw. eine Einführung durch TechShop Experten zu absolvieren. Denn der Umgang mit diesen Profimaschinen muss gelernt sein und zudem hat die Sicherheit der Mitglieder in den Werkstätten oberste Priorität.

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Neben dem handwerklichen Angebot werden auch Workshops und Klassen abgehalten. Zusätzlich finden regelmäßig Veranstaltungen und Meetups statt, die von jedem TechShop Abonnenten besucht werden können. Der Community Gedanke sowie das gegenseitige Helfen und gemeinsame Austauschen von Ideen wird einerseits von den Mitgliedern als wichtige Ressource gesehen und geschätzt, andererseits von den Betreibern bewusst forciert.

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Welche Idee steckt hinter TechShop, ein Unternehmen welches sich selbst als Startup bezeichnet und als Motto "Build Your Dreams Here" führt: Nicht jeder hat das Geld oder den Platz sich Profi-Maschinen in den Keller, die Garage oder das Arbeitszimmer zu stellen. Trotzdem besteht aber Interesse daran, sich Dinge selbst zu bauen und sich mit Gleichgesinnten auszutauschen. Dieser Ort ist gerade auch für Startups interessant, die sich hier beispielsweise ein Sample ihres neuen Produktes selbst herstellen können, ohne den Umweg über ein fabrizierendes anderes Unternehmen gehen zu müssen. So hat man etwa die Möglichkeit Prototypen eines Roboters oder auch nur eine Smartphone Hülle in Eigenregie zu produzieren.

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Derzeit gibt es mehrere TechShops in den Vereinigten Staaten, aber man denkt laut über eine internationale Expansion nach, auch nach Europa. So wird es in naher Zukunft eine Niederlassung in Dublin geben und, da man bereits in Detroit mit dem Automobilkonzern Ford sehr gute Erfahrungen gemacht hat, bald auch in München einen TechShop in Kooperation mit BMW.

Das Konzept eines mietbaren Arbeitsplatzes ist nicht neu und vor allem im Bereich der Kreativ-Wirtschaft und bei Startups sehr beliebt. Sich aber in eine Art Werkhalle einzumieten und sozusagen per Flatrate diverse Maschinen und Materialien nutzen und bearbeiten zu können, ist ein innovativer Ansatz. Es bleibt abzuwarten, wie sich dieses Konzept in Europa etablieren wird.

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